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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Friedensgottesdienst - Als EAPPI Freiwillige in Palästina

13. Okt 2015 – 18:00 Uhr , St.Bonifaz, München, Karlstr. 34

Pfarrer Alois Brem wird am Dienstag, den 13. Oktober um 18 Uhr in St. Bonifaz mit uns den Friedensgottesdienst feiern. Im Anschluss daran, so gegen 19 Uhr, wird Frau Dr. Angelika Baumann uns über ihre persönlichen Erfahrungen in Palästina und Israel berichten.

Die Historikerin  bereiste von Januar bis April 2015 für pax christi Deutschland die besetzten palästinensischen Gebiete.
Vor ihrem Ruhestand arbeitete Frau Dr. Baumann im Kulturreferat der Stadt München und befasste sich auch mit Überlebenden des Holocaust sowie deren Kinder und Enkel. 

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Stille, kontinuierliche und nachhaltige Zerstörung der Existenzgrundlagen der Palästinenser

Von Januar bis Anfang April 2015 war ich als internationale Beobachterin in den seit 1967 von Israel besetzten palästinensischen Gebieten. Jedes Jahr schickt der Weltkirchenrat Menschen aus mehr als 23 Ländern jeweils für drei Monate dorthin, um die Lebensbedingungen zu beobachten, um Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und um nach der Heimkehr zu berichten. 

Ich war in Jericho im Jordantal eingesetzt. Das, was wir erleben mussten, das war und ist eine stille, kontinuierliche und nachhaltige Zerstörung der Existenzgrundlagen der palästinensischen Bevölkerung. Der Kampf um das fruchtbare und ertragreiche Jordantal wird eher unbemerkt von einer großen Öffentlichkeit geführt - mit Vehemenz seitens der Besatzer. 

Etwa 2,8 Millionen Menschen leben in der gesamten Westbank. Das Land ist nach dem Oslo B-Abkommen (1995 ) in drei Zonen aufgeteilt. In Zone A und B, das sind ca. 40% der Westbank, leben mehr als 90% der Palästinenser, in Zone C, das sind ca. 60 Prozent der Westbank, leben etwa 6%. Zone A (ca. 18%) steht offiziell ausschließlich unter palästinensischer ordnungs- und sicherheitspolitischer Verwaltung. Größere Städte wie Nablus, Ramallah, Bethlehem, Jericho u.a. gehören dazu.

Zone B steht unter palästinensischer Verwaltung, die Sicherheitspolitik wird offiziell zwischen israelischen und palästinensischen Behörden abgestimmt.

In beiden Zonen ist die israelische Armee präsent, z.B. in Form von nächtlichen Razzien, Hausdurchsuchungen, Patrouillen usw..

Zone C, der größte Teil des besetzten Landes, wird ausschließlich vom israelischen Militär kontrolliert und umfasst vor allem das Jordantal und Gebiete im nördlichen Teil des Toten Meeres.

Für Palästinenser ist es sehr schwer, sich zwischen den Zonen zu bewegen. Die Restriktionen sind umfassend. Zwischen den Zonen gibt es mobile („flying“) oder dauerhafte checkpoints (Kontrollpunkte), Straßenblockaden usw., für die viel Zeit eingeplant werden muss. So zählte man im Jahr 2012  z.B. 542 Hindernisse, die die Beweglichkeit der Menschen in großem Umfang einschränken.

Wir beobachteten die gezielte und gewaltsame Vertreibung der Beduinenbevölkerung aus Hügel- und Talgegenden, die sie seit Ewigkeiten mit ihren Tieren durchziehen; und wir wurden Zeugen von vielen Zerstörungen, sei es die  von Wasserinfrastruktur oder die Demolierung von palästinensischen Behausungen - angeordnet durch das israelische Militär.

Insgesamt wurden nach Angaben der UN-Organisation OCHA im Jahr 2014 in der gesamten Westbank 600 „Strukturen“ (z.B. Wasserleitungen, Brunnen, Häuser, Zelte u.a.) zerstört und 1.200 Menschen vertrieben. 

Wir beobachteten auch das Wachsen der israelischen „settlements“ (Siedlungen) in den besetzten Gebieten. Etwa 150 davon gibt es, weiterhin etwa 100 Vorposten dieser „Siedlungen“. Sie sind illegal, weil sie der Genfer Konvention IV widersprechen. Diese besagt, dass es einer Besatzungsmacht verboten ist, ihre eigene Bevölkerung in die besetzten Gebiete zu transferieren oder anzusiedeln. In diesen „settlements“ wohnen mittlerweile etwa 540.000 jüdische Israelis, im Jordantal sind es ca. 10.000 „Siedler“ in etwa 40 Orten. Pro Jahr wächst die Siedlerbevölkerung insgesamt um 5%.

Warum all dies? Der sehr wahrscheinliche Grund für das Vorgehen des israelischen Besatzung ist, dass die Menschen mittel- und langfristig aus der Zone C, in der sie sich aufhalten, vertrieben werden sollen. Zone C ist für Israel von größter wirtschaftlicher Bedeutung und für den Export unentbehrlich. Das Tal wäre aber auch von größter Wichtigkeit für die Palästinenser. Sollte es in Zukunft einen eigenständigen palästinensischen Staat geben, dann hätte diese Gegend wegen ihrer exzellenten wirtschaftlichen Bedingungen eine nahezu existentielle Bedeutung für einen lebensfähigen und überlebensfähigen Staat. Ohne Zone C also kein palästinensischer Staat! 

Dr. Angelika Baumann
 

Zeiten

  • 13. Okt 2015 – 18:00 Uhr

Adresse

  • St.Bonifaz, München, Karlstr. 34